Wie wäre es, wenn eine menschliche Eigenschaft tatsächlich gegenständlich würde…
Einstein soll einmal gesagt haben:
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum
und die menschliche Dummheit, aber bei dem
Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
Die Unendlichkeit, in was für einem Zusammenhang auch immer, ist für mich und, wie ich denke, für viele unter uns nicht wirklich zu begreifen, ja letztendlich geistig zu verarbeiten. Und vielleicht wird die menschliche Dummheit doch auch durch Lernfähigkeit relativiert….
Ich will hier den Versuch machen, dem Phänomen Dummheit mich mit einer etwas anderen Herangehensweise zu nähern:
Nehmen wir an, die Dummheit ist nicht als eine
Eigenschaft zu sehen, sondern als gegenständlich.
Also wie im Zitat, als ein Ding! Somit könnte es
sich hierbei um ein Dach handeln – nicht klein, aber
auch nicht besonders groß – mit überschaubaren Ausmaßen.
Allerdings mit der Besonderheit, dass es aus einem
Material besteht, das die Menschheit, so wie es scheint,
– von Beginn an bis heute – für unzerstörbar hält…
Nehmen wir an, unter diesem Dach wachsen und gedeihen
– immer wieder neu – verschiedene Kräuter (Unkräuter)
Nehmen wir an, bei diesen Kräutern handelt es sich um
„Gewächse“ die für den Menschen extrem unbekömmlich
oder, wenn überhaupt, nur sehr schwer genießbar sind.
Immer mal wieder in der Geschichte haben sich einzelne
Menschen oder auch kleine Gruppen von Menschen, auf
unterschiedlichen Wegen, mit unterschiedlichen Mitteln
dafür eingesetzt, diesen „Gewächsen“ den Garaus zu machen…
Leider aber bis heute oft ohne sichtbaren Erfolg!
Denn, immer dann, wenn eine berechtigte Hoffnung aufkam,
dass das eine oder andere von ihnen, uns Menschen unter den
Namen: Gier, Missgunst, Hass, Engstirnigkeit, Egoismus,
Blindheit und Taubheit bekannt, kurz vor der Ausrottung stand,
wuchsen und gediehen sie, unter dem Schutz des zuvor erwähnten
Daches, von Generation zu Generation, immer wieder neu…
Gier (Habsucht), nach all dem, was vielen (zu vielen)
Menschen tagtäglich als unbedingt notwendig und erstrebenswert
erscheint, allerdings bei genauerem Hinsehen…
Missgunst (Neid), die im Menschen nagt, die ihn aufzufressen
droht und dabei in ihm nichts, außer Unzufriedenheit bewirkt…
Hass (Feindseligkeit), gegenüber allem,was Menschen
an Menschen Angst macht – oder nicht in ihr eigenes, von
der Welt gemachtes, religiös, kulturell, politisch geprägtes
– unverrückbares – Bild passt, passen will…
Engstirnigkeit (Verblendung), nur den eigenen Tellerrand
als äußere Maxime einstufend – zwischen Glauben und Wissen
keine wirklich exakte Linie ziehen…
Egoismus (Selbstsucht) ohne Rücksicht auf Ansprüche und
Wünsche anderer Menschen, nur auf seine eigenen bedacht,
macht einsam und letztendlich krank an Seele und Körper…
Blindheit (unabhängig von Netzhaut und Makula): die Augen
vor solchen Fakten und Tatsachen verschließen,
die bei Nichtbeachtung und folglich ausbleibenden
Konsequenzen das Leben für nachfolgende Generationen
auf dieser Erde in Frage stellen werden..
Taubheit (unabhängig von Innenohr und Hörnerv) gilt für
all das zuvor Beschriebene „Nicht Sehen wollen“, und zusätzlich
für das bereits laut Hörbare, vor dem Menschen die Ohren
verschließen um es nicht wahrzunehmen zu müssen…
Wie schon erwähnt, sind diese „Kräuter“ für Menschen
extrem unbekömmlich und, was die negativen Langzeit-
wirkungen (Auswirkungen) im Laufe der Geschichte angeht,
nicht gerade empfehlenswert – je mehr Individuen unserer
Spezies dieses erkennen und nach und nach darauf verzichten,
umso weniger werden sie neu wachsen und gedeihen. Und mit
Ausdauer und etwas Glück werden sie sich, im Laufe von
nur wenigen Generationswechseln vollständig zurückziehen.
Das Dach wiederum, dass vordem zu ihrem Schutz diente,
bringt das Zurückziehen seiner Schützlinge zur Sinnesfrage.
Schon nach kurzem „In sich gehen“ löst es sich aus seiner
Verankerung und fliegt höher, immer höher, bis hin in die
Unendlichkeit… und da es in meiner Vorstellung von der
Unendlichkeit (Größe) her keinesfalls mit dem Universum
gleichzusetzen ist (Herr Einstein möge mir verzeihen), wird es,
von seinem Ausmaßen her eher überschaubare Dach mit
Namen „Dummheit“, in der Unendlichkeit des Universums
nicht mehr wahrnehmbar sein…
Keine Angst, diese „Nehmen wir an“-Geschichte wird keine
endlose werden, doch ein paar Zeilen, bis zu ihrem vorläufigen
Ende, kommen nun doch noch…
Nehmen wir an, dass all die Menschen, die vordem ihren Fokus,
fast ausschließlich, auf diese, nun nicht mehr vorhandenen „Kräuter“
gerichtet hatten, nun ihren Blick auf die vielen anderen Gewächse
richten werden. Die in ausreichenden Mengen, nicht schutzbedürftig
unter einem Dach, direkt vor ihren Füssen wachsen und gedeihen…
Ihre Namen sind bekannt – sie wachsen und gedeihen aber nur,
und das immer wieder neu, wenn sie in einer Erde stehen, die
ohne künstliche Zusätze, ausschließlich mit Liebe angereichert ist…
Es handelt sich hierbei um die für Menschen extrem bekömmlichen
und besonders genießbaren Pflanzen mit Namen – Nächstenliebe,
Verantwortungsbewusstsein, Friedfertigkeit, Aufgeschlossenheit,
Toleranz, Akzeptanz und Bescheidenheit.
Nächstenliebe (Menschenliebe): für alle Menschen dieser Erde
Mitmensch sein – wenn nötig bereit sein, auch wirkliche Opfer
zu bringen – diese innere Einstellung zulassen und leben…
Verantwortungsbewusstsein (Gewissen): innerhalb eines
überschaubaren Rahmens für das Gemeinwohl Sorge tragen –
Gewissenhaftigkeit und Moral nicht als Fremdworte ansehen…
Friedfertigkeit (Langmut) beginnt in der kleinsten Zelle,
nämlich in der Familie und endet im Zusammenleben der Völker
dieser Erde – Darüber schreiben, malen, reden ist gut – alltäglich
vorleben ist noch besser…
Aufgeschlossenheit (Offenheit): für alles das Leben Betreffende
empfänglich sein und möglichst unvoreingenommen sich damit
auseinander zu setzen…
Toleranz (Duldsamkeit): es sind der Großmut, die Menschlichkeit
und die Nachsicht, die hierbei offenkundig im Vordergrund stehen
und damit eine Gesellschaft und ihr Miteinander ausmachen…
Akzeptanz (Annahme) ist unter anderem auch, andere
Menschen so anzuschauen, um damit ein Stück weit sich
selbst zu erkennen…
Bescheidenheit (Genügsamkeit): Ansprüche, die der jeweilige
Zeitgeist viel zu vielen Menschen einzureden versucht, überdenken,
reflektieren und ggf. ein wenig reduzieren…
Nehmen wir an, dies alles würde so geschehen…
kaum vorstellbar, wie anders sich diese Welt uns
dann zeigen würde! Oder doch vorstellbar?
Anmerkungen:
Ich bin mir darüber im Klaren, dass diese kleine „Geschichte“ ziemlich irreal daherkommt. Doch dachte ich mir, diesem wirklich großen Übel der Menschheit auf der realen Schiene näher zu kommen, haben so viele schon versucht… © PR Vettermann
2 thoughts on “Gegenständliche Eigenschaft”
Hallo Paul Roland,
das ist eine gelungene schöne Geschichte. Mir gefällt die Versinnbildlichung.
ich würde die Geschichte als Gute Nacht Geschichte meinen Kindern vorlesen. Damit will ich nicht die Verantwortung auf die nächste Generation schieben, aber den Samen säen kann ich ja, indem ich bei mir anfange und den in mir angelegten Garten vervollkommne.
“…den in mir angelegten Garten vervollkomme.”
Genau das ist eine gute Maßnahme auf einem
Weg um den wir als Menschheit nicht vorbei kommen!
Herzlichen Dank für Deinen Kommentar sagt PR