Ein Baum ZweiStämme – der Offene Rote Kreis und seine inneren Widersprüche

Bei letzten Monatstreffen am 17.4. 24 und danach wurde erneut und teilweise recht heftig deutlich, wie unterschiedlich die Wünsche sind, die mit der Beteiligung am Offenen Roten Kreis verbunden sind. Man kann für seine weitere Entwicklung großes Potential erkennen, es gibt aber auch persönliche Enttäuschungen; die website ist noch unzulänglich; die Verständigung untereinander entwicklungsfähig‘….

Wir sehen derzeit das Bild eines Baumes vor uns. Der Baum hat einem kräftigen Stamm und gliedert sich im Hochwachsen in zwei starke Zweige auf, zwei regelrechte, nebeneinander aufwachsende Stämme, die aus dem Grundstamm hervorgehen. Sie sind aus derselben Wurzel und entwickeln sich aus derselben Nahrung, nehmen aber unterschiedlich Formen an und besetzen unterschiedliche Räume. Wahrscheinlich berühren sich ihre Kronen ständig und deren Verzweigungen wachsen wieder ineinander….

In dieser Weise versuchen wir unsere Sicht deutlich zu machen, dass die Verbundenheit im ORK deutlich unterschiedliche praktische Formen annimmt und annehmen muss. Die Verbundenheit ist die Wurzel und der gemeinsame Grundstamm, die sich in Zweigen weiterentwickeln, die sowohl verschieden wie auch ein- und dasselbe sind.

Es sind wohl vor allem zwei Zweige: die Auseinandersetzung mit den psychischen Vorgängen und Problemen einschließlich unserer eigenen Ängste, unserer Bedürfnisse und der Hindernisse beim Sich-Gegenseitig-Öffnen zum einen, und zum anderen die Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Zuständen, die uns nicht ruhen lassen. Wir sehen im „Psychischen“ auch wieder die gesellschaftlichen Verhältnisse und Widersprüche am Werk; umgekehrt sind für uns die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen und politischen Gegensätze ihrerseits verwurzelt in solchen elementaren Defiziten, wie wir sie beim Sich-Zeigen und Zuhören, bei der Kooperationsfähigkeit und der Anerkennung der Würde der Anderen erkennen können. Wir erkennen dieselben Defizite an uns selber und an den gesellschaftlichen Vorgängen.

Für die praktischen Tätigkeiten ergibt sich unserer Meinung nach aus dem ORK-Ansatz unmittelbar zweierlei:

  • im direkten Umgang miteinander – und auch mit den Menschen unserer direkten Umgebungen – unsere eigenen individuellen Fähigkeiten zu entwickeln, frei von Ängsten und Konditionierungen miteinander liebevoll umzugehen;
  • und uns mit den globalen sozialen und politischen Problemen im selben Geist auseinanderzusetzen und dementsprechend öffentlich zu wirken; nach gesellschaftlicher Wirkung zu streben.

Es sind zwei Zweige aus demselben Stamm, beide lernen und profitieren voneinander und entwickeln sich im Zusammenhang miteinander.

Es ist völlig natürlich und auch notwendige, dass im ORK sich manche mehr zu der (vereinfacht gesagt:) intimeren und persönlich-direkteren Lebensweise hingezogen und befähigt fühlen, andere mehr zum eher öffentlichen Wirken und von daher auch, was sich da nicht vermeiden lässt, zu abstrakteren, begrifflicheren Ausdrucksweisen. Vereinfacht gesagt: wir brauchen ebenso solche Gruppen (Arbeitskreise etc.), in denen elementares Zusammensein gefunden wird, oder in denen an den eigenen „psychischen Problemen“ gearbeitet wird, wie wir Arbeitsgruppen brauchen, die bspw. eine website entwickeln. Wenn alle sich der gemeinsamen Wurzel bewusst bleiben und das Gemeinsame zwischen den unterschiedlichsten Bereichen besser verstehen, können wir alle uns gut weiterentwickeln und werden vielleicht auch zu einer anziehenden Bewegung in der Gesellschaft.

 

Ein Baum Zwei Stämme – oder auch drei, vier..?

 

(Wolfgang, Christoph, mit input von Nina. Das Bild des Baums stammt von den Unterzeichneten und wurde mittlerweile von mehreren Teilnehmern für tauglich befunden.)

 

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