Die Welt 2023 und wie sie sich weiterentwickelt

Acht Milliarden Menschen sind es mittlerweile geworden –  sind wir mittlerweile geworden -,  und wie gehen wir an die Aufgabe heran, für uns alle bessere Grundlagen für ein würdiges Leben zu schaffen?

Es geht um tragfähige Existenzgrundlagen für alle acht Milliarden Menschen. Nur friedliche Kooperation im Sinne von gemeinnütziger Zusammenarbeit auf dem Globus kann die Grundlage sein.  Die Entfaltung einer neuen Mentalität im Bewusstsein der allseitigen Verbundenheit ist erforderlich. Dafür stehen wir.

Woher, aus welcher Geschichte kommt die heutige Weltgesellschaft, woher ihre Zerrissenheit und ihre Zerstörungspotentiale?  Und andererseits: Woher kommen die Kräfte, Ideen, Formen neuer humanerer gesellschaftlicher Umgangsformen und Wirtschaftsweisen? Hat das Zutrauen, dass diese stärker werden und die Zukunft bestimmen werden, reale Grundlagen?

Schauen wir erst einmal auf die Entwicklung der heute vorherrschenden Kräfte und danach auf das Potential für eine lebenswerte Zukunft.

Hinter uns liegen nun etwa fünf Jahrhunderte, in denen die Welt wesentlich durch europäische Sichtweisen geprägt wurde. Eine umfangreiche Kultur der Welterkenntnis ging Hand in Hand mit der Umgestaltung und Ausbeutung der Welt. Der den Menschen innewohnende Bereicherungs- und Eroberungsdrang zeigt wie nie zuvor auch seine negativen Seiten. Seine Kraft geht zur Neige, denn er zerstört mehr, als er aufbaut.

Naturwissenschaften – vor allem im Sinne der Beherrschung, Nutzung und Ausbeutung der Natur – und die Entwicklung der entsprechenden Techniken; Seefahrt, Krieg und Eroberung, Kolonialismus und schließlich der moderne Imperialismus, wie er sich zuletzt bereits in zwei Weltkriegen ausgetobt hat, gehören zu den wichtigsten Merkmalen dieser fünf Jahrhunderte. Andere Kulturen als die europäisch-nordamerikanische gerieten ins Hintertreffen, wie etwa die chinesische oder die Vielfalt der naturnah lebenden Völker.

In China fand die größte Massenrevolution der neusten Geschichte gegen die westliche Vorherrschaft statt. Sie hat aber nicht zu einem friedlichen Zusammenleben der Menschheit geführt, sondern zur Erneuerung eines chinesischen Weltherrschaftsanspruchs durch die gegenwärtige Führungsschicht. Der Kampf um die führende Rolle in der Welt, um die Weltherrschaft zwischen China und den USA mit ihren jeweiligen Verbündeten nimmt zunehmend zerstörerische Ausmaße an. Wirtschaftlich aufstrebende Länder ringen darum, ihre Position im Kampf der Giganten zu erhalten und möglichst zu stärken.

Das rohstoffreiche Afrika ist zum Objekt krassester Ausbeutung geworden, aus der es trotz offizieller Entkolonialisierung noch nicht herauswachsen konnte. Lateinamerika liegt bis heute im Zwielicht halbkolonialer Abhängigkeiten.

Es sind aber nicht die Länder, die in der Konkurrenz gegeneinander kämpfen. Es sind die Mächtigen in allen Ländern, die führenden Eliten, in denen das individuelle Bereicherungsstreben schwindelerregende Höhen erreicht hat und sich immer weiter steigert. Die Akteure, die Superreichen und Supermächtigen, sind die Vertreter der Denkweise, “der Krieg aller gegen alle“ sei unvermeidlich.

Bei aller Konkurrenz untereinander sind sie sich aber auch darüber einig, dass ihre Machtposition in ihren Ländern und in der Welt erhalten bleiben soll. Dem entsprechen die Vorstellungen des Weltwirtschaftsforums, des WEF und seines Organisators, Klaus Schwab. Im „Westen“ haben sich die Superreichen und Mächtigen vor allem im WEF organisiert; die chinesischen Führer vertreten allerdings im Grunde dieselbe Logik. Sie alle glauben, nur die obersten Führungskräfte in der Welt hätten die Kraft und das Wissen, die Zukunft der Menschheit zu planen und die Menschen an ihre Planungen anzupassen. Das dieser Sicht hinterliegende Menschenbild, nämlich dass es Menschen erster und zweiter Klasse gibt, erleichtert sozusagen die Umsetzung der Bekriegung und „Anpassungen“, denn Skrupel sind dann überflüssig.

Der Transhumanismus spielt dabei eine zentrale Rolle. Er will die digitale Erfassung allen menschlichen Lebens und die daraus resultierenden Möglichkeiten, um die riesigen Menschenmassen im Denken und in ihren Gefühlen endgültig steuerbar zu machen. Diese Reduzierung der Menschen zu Objekten, die jederzeit und überall kontrolliert werden können, wird als soziale Wohltat dargestellt. Das ist aus unserer Sicht das alles überragende politische Thema unserer Tage und der Grund für unser Engagement: Die Zuständigkeit für unser eigenen Leben lassen wir uns nicht nehmen. Wir sind keine Objekte und teilen diese Denkweise des Transhumanismus nicht.

Das transhumanistische Versprechen besteht darin, die intensivere Kontrolle der Eliten über die gesamte Entwicklung werde zum Klimaschutz, zum Frieden, zu größerem sozialem Ausgleich, zu besserem sozialem Zusammenhalt und zur Rettung der Natur führen. Dies ist in den Programmen und Netzwerken des WEF oder des chinesischen „social credit system“ nachzulesen. Tatsächlich aber wird dies täglich von den Vertretern des Transhumanismus selber in der Praxis nachdrücklichst widerlegt. Die Führungen der USA, Chinas und nahezu aller anderen Länder sowie die großen Banken und Konzerne treiben die Ausbeutung der Natur und des Menschen   weiter voran und kämpfen untereinander um die oberste Position in diesem grausamen Szenario. Obwohl die Flut der technologischen Entwicklungen eine enorme Steigerung des materiellen Reichtums produziert, werden sehr viele Menschen ärmer, wird der Mittelstand durch eine Fülle kleiner Maßnahmen Schritt für Schritt vernichtet. Die gesellschaftlichen Spaltungen werden vertieft, Reichtum und Macht der Eliten obszön hochgepuscht und bald, so könnte es in der Tat kommen, wird ein Krieg den anderen jagen, wie es manche auch ganz unverhohlen fordern.

Der Kern des Transhumanismus ist das Unverständnis der obersten elitären Schichten, in den USA, der EU, in Russland und China und anderswo von dem elementaren natürlichen Wunsch jedes menschlichen Wesens und dem bewussten Streben nach guten sozialen Beziehungen, nach gemeinsamer Sicherung der Lebensgrundlagen und Glück.

Die Eliten sind mittlerweile offenbar weitgehend entfremdet auch von ihrem eigenen menschlichen Fühlen. Sie können sich anscheinend kaum mehr vorstellen, dass sie den Interessen und Bedürfnissen der großen Mehrheit wenigstens noch partiell entgegenkommen. Die in den vergangenen Jahrhunderten erkämpften demokratischen Rechte der Bürger höhlen sie weltweit aus. Sie arbeiten an noch mehr Entmündigung, an noch mehr Waffen und Kriegen, und einige von ihnen sprechen mittlerweile wieder offen über Massenausrottungen.

Die Verhärtung und die Hybris der Transhumanisten werden ihnen nicht helfen, auch wenn sie beispiellose Katastrophen und unendliches Leid, entsetzliche, auf Brutalität konditionierte und programmierte Deformationen von Menschen bis hin zu roboterähnlichen Wesen auslösen und herbeiführen können. Wenn es ihnen gelingen würde, die Menschen weiterhin auf die bisherigen gesellschaftlichen Regeln von Konkurrenz und Maximalprofit auszurichten, das würde uns alle und unsere Lebensgrundlage zerstören.

Wir verstehen die Geschichte anders und wollen das menschliche Potential der Verbundenheit für unser Handeln nutzbar machen, denn jeder dieser Entwicklungsschritte, die uns zu Objekten machen wollen, klärt uns umso zwingender über die Notwendigkeit eines menschenwürdigen Lebens auf.

Wir ziehen die Konsequenzen und gehen mit uns selber in die Tiefe und wollen alles an Gefühlen, Ideen und Gewohnheiten überwinden, die uns noch mit den zunehmend überlebten Gesellschaftsformationen verbindet: Angst, Gier, Hass, Gewalttätigkeit, Rücksichtslosigkeit und Feindseligkeit. So wird die andere Seite von uns Menschen freigesetzt, die überhaupt erst in der Lage ist, den Reichtum zu schaffen: die Zuständigkeit für das eigene Leben als bewusst handelnde Subjekte sowie die enorme Fähigkeit zur Kooperation und die Begeisterung für das Leben in Verbundenheit.

Die Existenzgrundlage jeglichen menschlichen Lebens, jeglicher Gesellschaft ist und bleibt Verbundenheit. Kollektive Arbeit schafft die materiellen Grundlagen des Lebens, das Bewusstsein des Aufeinander-Angewiesen-Seins mobilisiert die Kräfte zur Bewältigung von Not und Katastrophen und treibt uns zur ständigen Verbesserung unserer sozialen Strukturen.

Wir können uns heute dank geschichtlichen Wissens die frühesten menschlichen Horden der Jäger und Sammler, die Dorfgemeinschaften aller Kontinente und Zeiten (in ihren höchst variablen konkreten Formen), die europäischen republikanischen Stadtkommunen (wie die der alten Griechen oder die des Hoch- und Spätmittelalters) und zahllose andere konkrete Gesellschaftsformen vergegenwärtigen (s. z.B. das Buch „Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit“ von David Graeber und David Wengrow). Wir im ORK sind nicht die ersten, die daraus den Schluss ziehen, dass wir leben und überleben nicht in erster Linie durch die Genialität von Eliten, Herrschern und Führern und die Zwänge, mit denen sie herrschen, hier fehlt was – „leben“?!, sondern dass wir durch den inneren Zusammenhalt der Gesellschaft menschenwürdig leben können und wollen. Wir gehören in diesen Jahren  mit zu den ersten, die das Bewusstsein über diese Zusammenhänge wieder ganz an die erste Stelle setzen und es riskieren zu sagen: die Zeiten der gegenseitigen Ausnutzung von Menschen, die Zeiten von Elitedenken und Besserwisserei sind historisch vorbei; diese Strukturen fressen sich selber auf und treiben uns alle in den Abgrund, während durch das  Bewusstsein der Verbundenheit und die entsprechenden Entwicklungen neuer gesellschaftlicher Formen große Chancen entstehen. Für uns gibt es kein „US first“, „Deutschland, Deutschland über alles“ und kein „Reich der Mitte“. Alles dies ist Ruin.

Logischerweise stehen für uns die Verbundenheit und auch ihre praktische Anwendung im wirtschaftlichen Leben im Zentrum und werden uns stärker bewusst. Je größer aber die Strukturen der Verbundenheit gespannt werden, desto eher können sie überleben.

Dieser Ausrichtung fühlt sich der ORK zugehörig. Es geht uns darum, die erforderliche Gründlichkeit zu entwickeln. Wie auch andere dies bereits empfinden und fördern, geht es uns letztlich darum: mit zehntausend Jahren der Beherrschung und Ausnutzung des Menschen durch den Menschen aufzuhören samt den entsprechenden inneren Prägungen, die mehr oder weniger in allen von uns sitzen. Angefangen mit dem Patriarchat, mit dem Rassismus, mit Sklaverei und allen, gerade auch den heutigen kapitalistischen Formen von Abhängigkeit, Ausbeutung und menschlicher Deformation.

Das Bewusstsein der universellen gegenseitigen Abhängigkeit und der fundamentalen Kooperationsfähigkeit der Spezies Mensch wird entscheidend dabei helfen, neue Kulturen des Miteinander-Umgehens und neue Gesellschaftsformen hervorzubringen, die den Wahn des Konkurrenzdenkens beenden und auf den Tatsachen der Verbundenheit aufbauen.

(Christoph und Wolfgang)

 

 

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